Impuls zum 2. Advent

18.12.2020

Dezemberrosen

Unser Esszimmer hat eine Außentüre aus Glas, wodurch ein Teil der Gartenbepflanzung beim gemütlichen Zusammensitzen gut sichtbar ist. Vor dieser Tür wachsen ein weiß- und ein rotblühender Rosenstrauch. Schon öfter durften wir die Blütenpracht bis in den Winter hinein bewundern – eine Zeit, in der keine Insekten zur Bestäubung unterwegs sind.

Hier schießt die Natur sozusagen über ihr Ziel hinaus. Es gehört wohl zum Wesen jeder Religion, in den Erscheinungen der Natur Hinweise auf die großen Zusammenhänge im Leben wahrzunehmen und in Gleichnissen zu formulieren.

Jedenfalls sind unsere Dezemberrosen für mich ein Weckruf. Habe ich immer hingeschaut, wo es nötig gewesen ist? War ich manchmal zu ungeduldig, wo es doch immer noch möglich war, dass eine „gute Frucht“ kommt? Dunkelheit und Kälte können die aufblühenden Schönheiten des Lebens nicht zerstören.

Dezemberrosen
 

Die Dezemberrosen erinnern mich an den großen Adventspropheten Jesaja, dessen Name schon besagt, dass „der Herr hilft“ (Hebr. „Jeschajahu“). „Aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht“ (Jes 11,1). Ein zukünftiger Messias als gerechter Richter und Retter der Armen soll aus dem Baumstumpf, der schon abgehackt ist, erscheinen. Er wird nicht richten nach dem, was seine Augen sehen, noch Urteil sprechen nach dem, was seine Ohren hören, sondern wird mit Gerechtigkeit richten (Jes 11,3b4a).

Bernhard Starck

 
 

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