Große Beutegreifer

17.11.2021

Wie viel Wildnis wollen wir?

Wolf, Luchs und Bär sind in Bayerns Wälder heimisch oder auf Wanderschaft. Es gibt wieder Steinadler und auch Bartgeier werden ausgewildert. Doch nicht alle Arten sind willkommen. Welche mit einem schlechten Image zu kämpfen haben und wie viel Natur in unserer Welt eigentlich Platz hat - eine Fachexkursion klärt auf.

Stille. Natur. Nebelschwaden hängen tief im Klausbachtal.

Im Grau des Novembers sind einige Outdoor-Schüler mit Ranger Sepp Egger im Nationalpark Berchtesgaden unterwegs. Er steht vor einer geschnitzten Skulptur eines Bartgeierkopfes und erklärt die Auswilderung der zwei Geierdamen Wally und Bavaria im Sommer. Dass weiterhin einmal wöchentlich Eimer mit Wildtierknochen zur sommerlichen Nestnische der Jungvögel getragen werden, überrascht alle. Sepp weiß, dass die Jungvögel unter Umständen zurückkommen und um ihnen eine Nahrungsgrundlage zu bieten, wird ihnen deren Hauptnahrung in die Felswand gebracht.

Auf der Wanderung entlang des Klausbachs erfahren die Teilnehmer auch von einem kleinen Beutegreifer, der wieder in die 210 Quadratkilometer Wildnis der Nationalparks zurückgekehrt ist: Der Fischotter. Allerdings sucht die Gruppe vergeblich unter Brücken nach Duftmarken der Tiere. Der Ranger erklärt den Unterschied von Pflegezone und Schutzzone des Parks und war sich nicht sicher, in welcher sich diese Tiere aktuell eher aufhalten. Keiner zweifelt daran, dass die Rückkehr eine gute Nachricht ist.

Angesichts dessen kommt man nicht umhin, zu bemerken, dass das etwas nicht zusammenpasst. Dass es ein Missverhältnis gibt zwischen Tieren, die willkommen sind, und jenen, denen viele Menschen am liebsten das Fell über die Ohren ziehen würden. Sepp schildert die ganz grundsätzlichen Weltanschauungen, die regelmäßig mit voller Wucht aufeinanderprallen am Beispiel eines Luchses. 2017 wurde ein verstümmelter Luchs im nahen Saalachsee geborgen, ohne Kopf und ohne Vorderläufe. Die geschmeidige Großkatze hatte zwei Jahre lang in den Wäldern um den Königssee gelebt und Sepp zeigt ein Foto des Tieres von einer Wildtierkamera. Warum das Tier so grausam verstümmelt wurde, kann er sich nicht erklären, vor allem, weil dieser Beutegreifer kein Nutzvieh erlegt. „Alles was Nutzvieh früher gefährdete, wurde als Problem betrachtet. Denn jedes Nutztier, das verloren ging, war eine Katastrophe“, sagt der Ranger.

Weiter entlang des Fußes vom Hochkalter schildert der Wildtierexperte den Durchzug eines weiteren großen Beutegreifers, der erst vor kurzem in Bergen und Anger Nutztiere gerissen haben soll. Die Kinder wissen auch sofort, dass es sich um einen Wolf handeln soll. Die Schilderungen über Verhalten, Ausbreitung und Vorkommen, werden durch Lösungs(un)möglichkeiten ergänzt. Schutzzäune, Hütehunde oder doch Esel? Klar wird, dass der Wolf in „unsere“ Welt aus Sicht der Nutztierhalter nicht passt, dass aber laut einer Studie jedoch 80% der Befragten der Meinung sind, dass Wölfe ebenso in unsere Natur gehören wie Rehe und Füchse.

Kurz vor der Klausbachtaler Hängebrücke lenkt der Naturschützer das Interesse auf den größten Beutegreifer in den Alpen. Er berichtet von der großen Euphorie 2006, als nach 150 Jahren dieses Raubtier wieder in Bayern gesichtet wurde. Die Kinder erkennen, dass es Braunbär Bruno ist, von dem der Ranger redet und, dass er zum Problembär wurde. Zu 70% ernährt sich ein Braunbär von Pflanzen, wenn er aber von Presse, Braunbärfans und Neugierigen bei der aufwändigen Futtersuche gestört wird, dann sucht er möglichst schnell Nahrung und reist Schafe oder andere Nutztiere, plündert Bienenstöcke. Da sich Bruno dabei auch immer wieder Dörfern näherte, besiegelte sein trauriges Ende. Auch hier zeigt der Ranger die Schwierigkeiten, die sich im Miteinander von Menschen und Natur ergeben.

Der Weg öffnet sich plötzlich und die Hängebrücke spannt sich über das Klausbachtal. Jeder genießt auf seine Weise diesen Anblick und nach der Überquerung ist die Brotzeit verdient. Sepp verteilt in der Ruhepause 30 Informationskarten mit Eigenschaften der drei großen Beutegreifer, die dann gemeinsam den richtigen Tieren zugordnet werden. Auf dem Rückweg informiert er am Rotwild Wintergehege noch umfassend über die drei größten Pflanzenfresser: Rotwild, Gams und Reh.

Man kann den Schnee schon riechen, der bald die Natur in eine weiße Winterlandschaft verwandeln wird. Beindruckt von der Wanderung und den Informationen geht es zurück.

Große Beutegreifer
Große Beutegreifer
Große Beutegreifer
Große Beutegreifer
Große Beutegreifer
Große Beutegreifer
Große Beutegreifer
 

Nebelschwaden hängen tief im Klausbachtal. Natur. Stille.


Artikel im Trostberger Tagblatt von Frau Detzel vom 25.11.2021

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